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Leben mit Azawakhs

Ein Blog von und für Azawakhfreunde


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Dienstag, 10. Mai 2011

Bou (Taohak)

Von Taikoussou, 18:15


5. Januar 1995 - 8. Mai 2011

Diese Woche, am 8.5. in den frühen Morgenstunden, ist unsere liebe alte Bou 
gestorben.

Nicht, dass wir ihr diesen endgültigen Abschied übelnehmen würden – nach 16
Jahren, 4 Monaten und 2 Tagen hat sie sich ein sanftes Einschlafen mehr als
verdient, aber eine riesige Lücke hinterlässt sie doch. Schließlich war sie
unsere letzte Original-Afrikanerin und ich persönlich habe ihr ganz schön viel
zu verdanken.

Oliver hatte Bou lange vor meiner Zeit als Welpe im Jackenärmel nach Deutschland
gebracht. Als er damals in der Sahara war, hatten Gerald Krakauer und Daniela
Osiander gerade mit dem Dreh über Azawakhs (Abenteur Hund) begonnen und so
filmten sie die Geburt von Bou bei Ayad in Tin Akoff. Wir hatten das
unglaubliche Glück, ein echtes Geburtsvideo unseres späteren Hundes zu erhalten
(Abenteuer Hund, Pro7).

Oliver verliebte sich spontan. Die kleine cremefarbene Hündin hatte es ihm
angetan und er nahm sie mit nach Deutschland. Seine damalige Freundin hatte
allerdings eine Importsanktion verhängt. Unter Androhung einer sofortigen
Trennung bei Anschaffung von Hund Nummer 3. Bou hat gesiegt und die Trennung
wurde vollzogen. Zu meinem und unserer späteren Kinder Glück, denn so konnten
wir uns kurz darauf am Grunewaldsee kennen- und liebenlernen und eine Familie
gründen. Ohne Bou wäre alles ganz anders gekommen.

Wie ja jeder Hund ganz eigen ist, hatte auch Bou einen sehr speziellen
Charakter. Sie war die Blondine unter unseren Hunden. Hübsch, aber tollpatschig.
Man ging spazieren, eine verlief sich - Bou. Man machte sich fein, eine wälzte
sich in Unrat - Bou. Frisch gegossener Fließestrich, alle springen drüber, eine
steht mit allen vieren drin - Bou. Für unsere Hunde blieb sie immer die
"Kleine", selbst als das Rudel aus mittlerweile viel jüngeren Hunden bestand.
Für den hiesigen Azawakhgeschmack wäre sie vielleicht etwas zu robust, die Beine
etwas zu krumm, die Schritte etwas zu trippelig. Dennoch oder gerade deswegen
hatte Bou immer die Herzen aller auf ihrer Seite, besonders die der Kinder.
Durch ihre liebe etwas unbeholfene Art hatte sie bis ins hohe Alter etwas von
einem Welpen.


Unvergessen die Spaziergänge während derer sie, ins Studium der Natur vertieft, 
von uns und dem Rest der Hunde verloren ging und sich - jedesmal - durch ein
unglaublich lautes, wolfsähnliches Geheul bemerkbar machte. Auch das ist eine
Besonderheit, die hier unbedingt Erwähnung finden sollte: Bou und Oliver waren
mit einer Art unsichtbarem Faden verbunden. War Oliver nicht da, war Bou ein
Schatten ihrer selbst. Zum Leidwesen von mir, den Kindern, verschiedenen
Urlaubsbetreuungen oder Tierärzten. Bou war mein zuverlässigster Indikator für
Olivers Rückkehr bei Autoreisen. Er konnte tagelang weggewesen sein, in dem
Moment, wo er auf den Berliner Ring einbog, fing Bou an zu wimmern, erst ganz
leise, dann immer lauter bis es sich in das so typische, allen Nachbarn wohl
bekannte, Bou-Jodeln steigerte. Wie ein unsichtbarer Faden. Jedesmal. Echt
unheimlich.

Von unseren Kindern war vor allem Emilio Bous größter Fan. Mit ihm gewann sie
noch letztes Jahr bei der Azawakh Jahresausstellung in Greppin den 1. Preis in
der Kind-Hund-Vorführung. Trabend und schwingend, trotz Gliederschmerzen und
völliger Blindheit. Überhaupt war Bou noch bis ins hohe Alter quasi
unverwüstlich. "Unkraut vergeht nicht" haben wir immer gesagt und "Bou wird
steinalt.". Was ja irgendwie auch stimmte. Bou war nie krank. Außer vielleicht
einmal. Da musste sie wegen einer Magendrehung operiert werden. Mancher Hund
wäre daran vielleicht eingegangen, nicht Bou. Kurz darauf war sie wieder fit.
Mit vierzehn wurde sie am See aus heiterem Himmel von einem Kampfhund
attackiert. Sie war schwer verletzt und verlor viel Blut. Nach der Operation
brauchte sie ein paar Wochen. Und dann war sie wieder ganz die alte.


Anfang des Jahres hatte sie einen Schlaganfall. Nichts ging mehr. Sie war 
gekrümmt wie ein Häkchen. Stehen unmöglich, geschweige denn gehen. Wir hatten
keine Hoffnung. Unsere gute Mathilde (Tierärztin) sagte: "Das wird schon
wieder. Ich seh es an ihren Augen.". Und es wurde wieder. Keiner hätte es
geglaubt, aber Bou trabte nach einer Weile wieder in ihrer stoischen Art durch
unseren Garten. Etwas unsicher zum Teil, dies aber eher wegen mangelnder
Sehkraft. Ihr Fressen konnte sie bis zum Schluss gegen ein paar hungrige
Junghunde verteidigen und mit großem Appetit und atemberaubender Geschwindigkeit
inhalieren. Nun ist sie am Samstag ganz einfach eingeschlafen. Ab in den
Hundehimmel. Und Emilio meinte noch: "Hoffentlich jodelt sie da oben nicht so
nach Papa, sonst bekommen wir ein Problem mit dem lieben Gott." Sie wird uns
ganz schön fehlen.

Patrizia Di Stefano und Lorenzo & Emilio & Luca und Oliver